Der Direktor des Tiergartens Nürnberg sorgt mit seiner Ankündigung, den gesunden Löwen „Subali“ eventuell töten zu wollen, seit Tagen bundesweit für Schlagzeilen. Als Grund für die mögliche Tötung führt er an, dass der Löwe zeugungsunfähig sein könnte. Obwohl „Subali“ seit August 2018 mit einer Löwin zusammen eingesperrt sei, hätten die Tiere noch keinen Nachwuchs gezeugt.
Dafür kann es verschiedene Gründe geben, wie auch dem Direktor des Nürnberger Tiergartens bekannt sein sollte. Dass er dennoch öffentlich über die Tötung des Tieres fantasiert ist reine Taktik.

Die Tötung eines gesunden Tieres, einzig weil es nicht zur Zucht geeignet ist, stellt in Deutschland einen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz dar. Dies gilt auch für Zoos, wie das Oberlandesgericht Naumburg im Prozess um die Tötung dreier gesunder Tigerbabys deutlich gemacht hat (Aktenzeichen: 2 Ss 82/11).

Das sogenannte Säugetiergutachten, das die Mindestvorgaben für die Zootierhaltung in Deutschland regelt, besagt eindeutig, dass eine Tötung überzähliger Tiere nur zulässig ist, wenn eine anderweitige Unterbringung faktisch (!) ausgeschlossen ist. Auch muss zuvor eine Tierschutzkommission unter Einbeziehung des Amtstierarztes an der Entscheidungsfindung beteiligt werden.

Aus Sicht der meisten Zoodirektoren eine Zumutung. Sie würden lieber nach Gutdünken züchten und töten. Und genau darum wendet sich der Direktor des Tiergartens Nürnberg an die Öffentlichkeit. Er will den Menschen weismachen, dass die Tötung ungewollter Tiere eine Beitrag zum Artenschutz sei. Denn nur wenn eine Mehrheit der Bevölkerung dies glaubt, wird es den Zoos gelingen ihr erklärtes Ziel zu erreichen: eine Aufweichung des Tierschutzgesetzes, damit sie ungewollte Tiere problemlos töten können.

Was die Zoos dabei der Öffentlichkeit bewusst verschweigen ist, dass die Arterhaltungszucht von Löwen und der allermeisten anderen Tierarten in Zoos, einzig und allein der Erhaltung der Population in Gefangenschaft dient. Auswilderungsprojekte für Löwen gibt es nicht, eben sowenig wie für Elefanten, Giraffen, Menschenaffen oder Delfine.

Das Ziel der Arterhaltungszucht in Zoos ist es, dass die Käfige voll bleiben, damit die Besucher etwas zu sehen bekommen. Und dafür ist man bereit auch das eine oder andere gesunde Tiere zu töten.