Seit einigen Jahren nimmt in Deutschland die private Exotenhaltung kontinuierlich zu. Statt Hund, Katze oder Meerschweinchen schaffen sich immer mehr Menschen Pythons, Bartagamen oder Chamäleons an. Verbunden sind damit erhebliche Probleme und Gefahren.

Eine artgerechte Haltung ist nicht möglich

Wildtiere haben sich nicht wie Hunde oder Katzen über Jahrtausende an ein Leben in der Nähe des Menschen gewöhnt. Sie sind unabhängig vom Menschen ausschließlich an ihren natürlichen, teilweise viele Quadratkilometer großen Lebensraum und die dort herrschenden Bedingungen angepasst – sei es extreme Hitze oder Kälte, Trockenheit oder hohe Luftfeuchtigkeit, starke Klimaschwankungen übers Jahr oder gar an einem einzigen Tag, dichter Regenwald oder sandige Wüste. Wildtiere sind im Laufe ihrer Evolution zu hoch spezialisierten Jägern oder Meistern der Tarnung geworden. Solche „Naturburschen“ kann man in den künstlichen und eng begrenzten Ersatzlebensräumen, die ihnen Käfige, Terrarien oder Aquarien bieten, niemals wirklich artgerecht halten. Kein Käfig kann jemals die Freiheit ersetzen!

Tierquälerei durch Fang, Transport und Vermarktung

Jedes Jahr werden Millionen von exotischen Wildtieren nach Deutschland importiert. Viele dieser Tiere wurden nicht in Gefangenschaft nachgezüchtet, sondern mit brutalen Methoden wie Fallen, Leimruten oder sogar Gift aus ihrem natürlichen Lebensraum herausgerissen. Dem Schock der Gefangennahme folgt der Stress des oft mehrere Wochen oder sogar Monate dauernden Transports vom Fänger über Zwischenhändler, Exporteur und Importeur. Der weitestgehend unkontrollierte Handel mit exotischen Wildtieren innerhalb Deutschlands erfolgt größtenteils über Kleinanzeigen, im Internet und über so genannten Exotenbörsen. In kleinen Plastikboxen, in denen sonst Essen am Imbiss verkauft wird, werden die Tiere zu diesen Börsen transportiert und dort wie Wühltischware feilgeboten. Um sie herum eine ungewohnte Geräusch- und Geruchskulisse, grelles Licht, Menschenmassen, keine Möglichkeit zum Verstecken oder zur Flucht. Manche Händler reisen mitden derart verpackten Tieren von Börse zu Börse, bis die Ware Tier verkauft oder tot ist. Je nach Art sterben bis zu 50 Prozent der in freier Wildbahn gefangenen Tiere auf dem Weg zum neuen Halter!

Ausrottung seltener Arten

Foto: Hauptzollamt RosenheimIn den vergangenen Jahren sind weltweit 869 Wildtierarten ausgestorben. Weitere 44.838 Tierarten stehen auf der Roten Liste der gefährdeten Arten der IUCN (International Union for Conservation of Nature). Fast 38 Prozent dieser Rote-Liste-Arten sind akut vom Aussterben bedroht. Doch gerade die seltenen Tierarten, die unter dem Schutz des Washingtoner Artenschutzabkommens stehen und eigentlich nicht gehandelt werden dürfen, sind bei Sammlern besonders begehrt und erzielen auf dem Schwarzmarkt horrende Preise. Die skrupellose Sammelleidenschaft fördert den illegalen Handel mit gefährdeten Wildtierarten und trägt zu deren Ausrottung bei!

Gefahr für die Bevölkerung

Schätzungen zufolge werden in Deutschland derzeit ca. 100.000 Gift- und 200.000 Riesenschlangen gehalten. Hinzu kommen unzählige giftige Skorpione und Spinnen. Nach Angaben verschiedener Giftnotzentralen nimmt die Zahl der Unfälle mit exotischen Gifttieren in alarmierender Weise zu. Neben Klapperschlangenbissen melden Giftambulanzen immer häufiger Verletzungen durch Skorpione, Vogelspinnen und giftige Aquarienfische. Die Dunkelziffer ist enorm, da Stiche von Aquarienfischen oder Bisse von Vogelspinnen nicht meldepflichtig sind und die Halter häufig nicht zum Arzt gehen. Trotzdem gibt es immer noch in 10 der insgesamt 16 Bundesländer keine Regelungen zur privaten Haltung gefährlicher Wildtiere. Exotische Wildtiere können Menschen durch Gift, Verhalten oder Körperkraft erheblich verletzen!

Gefahr der Krankheitsübertragung

Wildtiere können Träger von Krankheitserregern sein, die teilweise auch auf den Menschen übertragbar sind (Zoonosen). Neben verschiedenen Viren, Pilzen und Parasiten darf vor allem die Infektionsgefahr mit Salmonellen nicht unterschätzt werden. Wissenschaftler gehen davon aus, dass bis zu 75 Prozent der hierzulande gehaltenen Reptilien mit unterschiedlichen Salmonellenarten infiziert sind. Ohne selbst Symptome zu zeigen, scheiden die Tiere dennoch permanent die Erreger über den Kot aus. Besonders gefährdet sind kleine Kinder, schwangere Frauen und alte Menschen. In England und den USA kam es bereits zu Todesfällen. So starben mehrere Kinder, nachdem sie sich bei den zu Hause gehaltenen Reptilien mit Salmonellen infiziert hatten. Das Robert-Koch-Institut rät daher, in Haushalten mit Kindern unter fünf Jahren generell keine Reptilien zu halten. Der unprofessionelle Umgang mit exotischen Wildtieren stellt immer ein potenziell hohes Gesundheitsrisiko dar!

Unüberlegt angeschafft und dann ausgesetzt

Foto: PolizeiSpontan gekaufte exotische Wildtiere sind ihren Haltern meist schnell lästig, wenn sie etwa zu groß oder zu teuer werden. Häufig „entsorgt“ man diese Tiere einfach durch Aussetzen. Zoos und Botanische Gärten sind beliebte Orte, um ungeliebte Tiere los zu werden. Geeignete Auffangstationen und Tierheime sind selten und aufgrund der großen Anzahl an „Fundtieren“ heillos überfüllt. Werden nicht mehr gewollte Exoten gar in der freien Natur ausgesetzt, haben viele keine Überlebenschance, da sie unser Klima nicht vertragen und keine geeignete Nahrung finden. Nur sehr anpassungsfähige fremdländische Wildtiere wie Halsbandsittich, Schmuckschildkröte und Streifenhörnchen können die hiesigen Winter überstehen und sich mitunter sogar vermehren, wodurch unser ökologisches Gleichgewicht gefährdet wird und heimische Tierarten verdrängt werden können. Die Ausbreitung dieser tierischen Neubürger (Neozoen) gilt mittlerweile nach der Zerstörung von Lebensräumen als zweitwichtigste Ursache des weltweiten Artensterbens. In Deutschland sind bislang 163 Vogel- und 22 Säugetier-Neozoenarten bekannt. Das Aussetzen von exotischen Wildtieren insgesamt und speziell in der Natur ist verboten und verantwortungslos: Es gefährdet unsere heimische Fauna und das Leben des Tieres selbst!

Aus Sicht des Tier- und Artenschutzes gibt es nur eine Lösung für diese Probleme: Die Haltung von exotischen Wildtieren in Privathand muss gesetzlich verboten werden.