Gemeinsam mit elf anderen Tier- und Artenschutzorganisationen* hat sich animal public an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn gewandt und ein Importverbot für Wildtiere gefordert. Wir haben ihn darauf hingewiesen, dass die durch SARS-CoV-2 ausgelöste Lungenerkrankung mutmaßlich auf den Handel und dem damit verbundenen engen Kontakt mit bzw. dem Verzehr von Wildtieren zurückzuführen ist. Gemeinsam haben wir ihn gebeten ein umfassendes und sofortiges Einfuhrverbot für lebende Wildtiere zu erlassen.

Der Ausbruch des neuartigen Coronavirus beherrscht seit Wochen das Leben der Menschen in aller Welt. Über drei Millionen Menschen haben sich mit dem Virus infiziert, über 200 000 sind daran gestorben. Erstmals wurde das Virus in Wuhan in der Provinz Hubei in Zentralchina nachgewiesen.

Vom Tier auf den Menschen
Das Coronavirus ist eine sogenannte Zoonose, eine Krankheit, die vom Tier auf den Menschen übertragbaren wurde, genauso wie die Pest, Malaria, Ebola oder Aids. Laut der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit sind etwa 75 % aller neuen Krankheiten, die in den letzten 10 Jahren beim Menschen auftraten zoonotischen Ursprungs.

Wissenschaftliche Untersuchungen konnten belegen, dass das neuartige Coronavirus ursprünglich in Fledermäusen vorkommt und wahrscheinlich auf einem Tiermarkt in Wuhan auf den Menschen übertragen wurde. Als Zwischenwirt sind verschiedene Tierarten in der Diskussion, nachgewiesen wurden Sars-Viren bislang bei Schleichkatzen und bei Marderhunden.

Tierhandel als Ursache der Pandemie
Marderhunde sind ursprünglich in Nord-China heimisch. Sie werden dort bis heute ihres Fells wegen gefangen. Zudem werden auf tausenden Pelzfarmen in China Marderhunde für die Pelzgewinnung unter tierquälerischen Bedingungen gezüchtet und getötet. Exportiert werden die Marderhundpelze auch nach Deutschland, wo sie als Mantelkragen oder Mützenbesatz verkauft werden.

Der Larvenroller, eine in asiatische Schleichkatze, gilt in China als Delikatesse. Die Tiere werden auf Farmen gezüchtet oder wild gefangen und auf sogenannten wet markets (Lebendtiermärkten) noch lebend für den Verzehr verkauft.
Wet markets, wie der in Wuhan, mit Ausscheidungen und Blut von auf engstem Raum eingesperrten, gestressten und immungeschwächten Tieren unterschiedlicher Arten, bieten ideale Bedingungen für die Bildung und Verbreitung neuartiger Viren. Die chinesische Regierung hat daher nach dem Ausbruch von COVID-19 Wildtiermärkte bis auf weiteres verboten.

animal public warnt schon lange vor den unkalkulierbaren Folgen des Wildtierhandels. Denn nicht nur in China werden Wildtiere gehandelt. Jedes Jahr werden Abermillionen Wildtiere aus Asien und Afrika für die Heimtierhaltung nach Europa transportiert. Gehandelt und gehalten werden sie in den Herkunftsländern unter Bedingungen, die dem Tiermarkt in Wuhan an Grausamkeit in nichts nachstehen.

Importierte Krankheiten
Bereits 2003 brachen in den USA Affenpocken aus, die offenbar über aus Afrika importierte Gambia Riesenhamsterratten in einer Tierhandlung auf Präriehunde übertragen wurden und von diesen auf den Menschen.
Zwischen 2011 und 2013 starben in Sachsen-Anhalt drei Züchter von Bunthörnchen an Hirnhautentzündungen, sie hatten sich höchst wahrscheinlich bei ihren Tieren mit einem neuartigen Borna-Virus angesteckt.

Zudem nimmt in Deutschland die Zahl der durch privat gehaltene Reptilien verursachte Infektionen mit „exotischen“ Salmonellen zu. In verschiedenen europäischen Ländern wurden bereits Todesfälle von Kleinkindern aufgrund von Reptilien assoziierte Salmonellen dokumentiert.

animal public fordert seit Jahren von der Bundesregierung den Import von Wildtieren für die Privathaltung zu stoppen, da dieser nicht nur tier- und artenschutzwidrig ist, sondern, wie der aktuelle Ausbruch des Coronavirus zeigt, auch eine unkalkulierbare Gefahr darstellt.

Angesichts der aktuellen Entwicklung, hat sich animal public gemeinsam mit elf weiteren Tier- und Artenschutzorganisation an die zuständigen Ministerien und Parteien gewandt und sie gebeten nach Bewältigung der aktuellen Krise endlich ein Importverbot für Wildtiere zu erlassen.

Brief an den Bundesgesundheitsminister

* Die folgenden Organisationen haben den Brief unterzeichnet: Deutscher Naturschutzring, Aktionsgemeinschaft Artenschutz, animal public, Bund gegen Missbrauch der Tiere (bmt), Bundesverband Tierschutz (BVT), Deutscher Tierschutzbund, Future for Elephants, IFAW Deutschland, PETA Deutschland, PROVIEH, Pro Wildlife und VIER PFOTEN Deutschland.