Über ein halbes Jahr wurden 13 Paviane, 2 Liger (eine Kreuzung aus Löwe und Tiger) und ein Mandrill unter katastrophalen Umständen auf einem alten Industriegelände in Worms gehalten. Eingesperrt in kleine LKWs fristeten die Tiere – die aus dem Zirkus-Zoo Fliegenpilz kommen – ein elendes Dasein zwischen allerlei Schrott und Autowracks.
Mehrmals machte das Umweltamt der Stadt dem Halter, der nach eigenem Bekunden mit diesen Tieren einen Zirkus eröffnen wollte, Auflagen zur Verbesserung der Tierhaltung. Doch es änderte sich kaum etwas. Als der Zirkusartist dann auch noch weitere Tiere auf das Gelände holte und in eine alte verwitterte Baracke sperrte, sah sich das Umweltamt gezwungen zu handeln. Die Beschlagnahme aller 36 Tiere wurde beschlossen. Die Stadt bat animal public und I.S.A. “Internationaler Schutz für bedrohte Arten e.V.” um Hilfe.
Für die größtenteils exotischen Tiere mussten neue Zuhause gesucht werden. Tagelang telefonierten die Tierschützer beider Vereine mit Auffangstationen, Zoos und Tierparks in Deutschland und dem benachbarten Ausland. Mit Mühe und Not konnte für alle Tiere ein Platz gefunden werden. Leider fanden sich für die Liger und die Mantelpaviane nur vorübergehende Bleiben. Experten aus ganz Deutschland wurden zu Rate gezogen, Tierärzte für die Narkotisierung der Tiere gesucht, Transportboxen organisiert und Feuerwehr und Polizei alarmiert. Zwei Tage vor der geplanten Beschlagnahme versuchte der Besitzer die Tiere wegzuschaffen. Doch Polizei und Umweltamt handelten sofort. Der Transporter wurde aufgehalten und die Tiere sichergestellt. Um einen Abtransport zu verhindern, ließ man vom Technischen Hilfswerk einen Baucontainer vor das Tor des Geländes stellen. Für einen Wagen war die Einfahrt unpassierbar.
Am Montag, den 04.11.02, trafen sich die Tierschützer von animal public und I.S.A. mit dem Umweltamt der Stadt Worms am Industriegelände, um die Tiere endlich aus ihrem elendigen Dasein zu befreien. Polizisten mit kugelsicheren Westen riegelten die Zugänge ab. Doch die zahlreichen Zirkuswagen und alten Autos hinderten die Helfer an ihrer Arbeit. Nur Dank des Einsatz der Feuerwehr, die mal Käfige abbauen und ein anderes mal Wagen rangieren musste, war nach einigen Stunden ein einigermaßen ungehinderter Zugang zu den Tieren möglich. Als erstes wurden die Ziegen und Schwäne aus dem Tiertransporter geholt, in dem der Besitzer sie zwei Tage hatte sitzen lassen , nachdem sein Fluchtversuch gescheitert war. Danach
wurden die Emus, Stachelschweine und Präriehunde in einen Pferdehänger gebracht. Die Mantelpaviane traten in ihrem Wagen die Reise zu ihrer neuen Bleibe an. Schwieriger gestaltete sich das Verladen des Mandrills und der Liger. Sie mussten narkotisiert werden. Erst als es den Veterinären und Tierschützern möglich war, an die schlafenden Tiere heran zu treten, zeigte sich das ganze Ausmaß ihres langen Leidens. Der Mandrill hatte Daumen große Löcher in den Fußsohlen und saß auf seinem rohen Fleisch. Er muss unvorstellbare Schmerzen erduldet haben. Nicht besser erging es den Ligern. Ihre Fangzähne fehlten fast vollständig. Der Halter erklärte, dass der Vorbesitzer sie mit einer Eisenstange abgeschlagen habe. Die Zahnnerven lagen offen. Jeder Bissen muss den Tieren höllische Schmerzen bereitet haben.
Während der Mandrill in einem Spezialfahrzeug in Sicherheit gebracht wurde, übernahm die Feuerwehr den Transport der Liger. In stabilen Kisten wurden die Tiere unter Blaulichteinsatz an einen geheimen Ort gebracht. Dort wird man sich gesundpflegen, bis eine neue endgültige Bleibe für die Tiere gefunden ist.
Wir möchten den Mitarbeitern von I.S.A. “Internationaler Schutz für bedrohte Arten e.V.” herzlich für die gute Zusammenarbeit danken. Wir wären Ihnen sehr dankbar, wenn Sie diese aufwendige und von animal public ehrenamtlich betriebene Aktion mit einer kleinen Spende unterstützen würden.
Spendenkonto: Sozialbank Köln, Konto 8240 300, BLZ 370 205 00
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