Berlin / Jena / Düsseldorf, 31.08.2010. Am vergangenen Samstag griff in Jena ein Zirkuselefant während einer Tierschau eine Besucherin an. Die Frau hatte Glück und kam mit mehreren Prellungen davon. Nicht immer enden Elefantenangriffe so glimpflich. Elefanten gelten als die gefährlichsten Wildtiere in Menschenhand. Die Tierschutzvereine animal public und aktion tier fordern, aus dem erneuten Zwischenfall in einem deutschen Zirkusunternehmen Konsequenzen zu ziehen und die Wildtierhaltung im Zirkus zu verbieten.

Etwa 350 Zirkusunternehmen gibt es in Deutschland. Viele von ihnen führen Wildtiere wie Elefanten, Bären oder Großkatzen mit sich. animal public und aktion tier halten eine artgerechte Haltung von Wildtieren in reisenden Unternehmen für unmöglich. Auch die Gefahren, die mit der Haltung von Wildtieren im Zirkus verbunden sind, werden häufig unterschätzt. Ursula Bauer, Biologin und Mitarbeitern von aktion tier, erklärt: „Im Zirkus werden gefährliche Wildtiere in provisorischen Gehegen, die an jedem Gastspielort neu auf- und abgebaut werden, gehalten. Die Verantwortlichen sind selbsternannte Dompteure oder ausländische Hilfsarbeiter. Da sind Zwischenfälle vorprogrammiert.“

Davon gab es in den letzten zwei Jahren einige:

April 09

In Kassel brechen die Bären des Zirkus „Universal Renz“ aus und laufen an einer viel befahrenen Straße lang. Als die Polizei die Tiere zum Zirkus zurücktreiben will, greift einer der Bären an und muss von der Polizei erschossen werden.

Mai 09

In Lörrach bricht ein Elefant aus und läuft auf einen Kinderspielplatz. Er beschädigt einen Kinderwagen, ein Fahrrad mit Anhänger, eine Laterne, ein Schild, ein Schaukelgerüst, ein Klettergerüst, eine Sitzbank und diverse Spielgeräte.

 Juli 09

In Rottweil demoliert ein Elefant des „Afrikas Big Circus“ ein Auto.

 September 09

In Eberswalde bricht ein Löwe aus dem „Circus William“ aus und muss mit Hilfe von Polizei und Feuerwehr wieder eingefangen werden.

September 09

Zwei Elefanten brechen in Waltersdorf aus dem Zirkus „Berolina“ aus. Sie entwurzeln einen Baum, der auf einen Transporter kippt.

 April 2010

Während einer Vorstellung des „Circus Krone“ in München zertrampelte das Nashorn Tsavo die Randbegrenzung, die die Manege von den Zuschauern trennt. Das 3,5 Tonnen schwere Tier rennt in den Zuschauerraum, nur Zentimeter an den ersten Reihen vorbei. Viele Zuschauer springen erschreckt auf, versuchen sich in Sicherheit zu bringen. Dem Dompteur gelingt es schließlich das Tier aus dem Zuschauerraum heraus zu führen.

 Juli 2010

In Groß-Rohrheim bricht aus einem Zirkus ein Krokodil aus und spaziert, ohne dass Zirkusmitarbeiter es bemerken, durch die Stadt. Anwohner verständigen die Polizei. Diese fängt das Tier um 2 Uhr nachts ein.

Dies sind nur Auszüge aus einer von animal public und aktion tier zusammengestellten Chronik. Eine umfassendere Zusammenstellung finden Sie hier.

Auffallend sind in diesem Zusammenhang die vielen Zwischenfälle mit Elefanten. Laura Zimprich, Sprecherin des Vereins animal public erklärt: „Elefanten gelten zwar als sanfte Riesen, doch das ist eine Fehleinschätzung. Sie zählen haltungsbedingt zu den gefährlichste Wildtieren in Menschenhand. In Europa und Nordamerika wurden seit 1980 nachweislich 40 Menschen von Zirkuselefanten getötet, 110 Menschen teilweise schwer verletzt. Die Dunkelziffer ist vermutlich wesentlich höher.“

Aus Sicht von animal public und aktion tier ist es daher auch unverständlich, dass die Bundesminister Ilse Aigner nicht endlich die Wildtierhaltung im Zirkus verbietet, um Tiere und Menschen zu schützen.

Um auf das Thema aufmerksam zu machen haben aktion tier und animal public vor wenigen Wochen eine Aufklärungskampagne mit dem Titel „Spaß im Zirkus ohne Wildtiere“ ins Leben gerufen.