Pelz stammt von toten Tieren, soviel ist klar. Aber welches Leid es für die Tiere bedeutet ein Felllieferant zu sein ist vielen Menschen nicht klar. animal public hat recherchiert.

Pelztierzucht

Nach Angabe des Deutschen Pelzinstituts stammen über 80 Prozent aller Pelze aus der Pelztierzucht. Tiere, wie Nerze, Füchse, Nutrias und Marderhunde werden massenhaft für die Pelzindustrie gezüchtet. „Ein besonderer Vorteil der Zucht ist es, durch Mutation die Vielfalt der Edelpelztierfelle zu erhöhen und der modischen Entwicklung neue Impulse zu geben“, heißt es in einem Fachbuch über Pelztierzucht. Allein in der EU werden jedes Jahr über 32 Millionen Füchse und Nerze für die Pelzgewinnung gezüchtet und nach nur wenigen Lebensmonaten mit Autoabgasen getötet werden.

Nerzen, die in Freiheit ein Revier von ca. 20 km²; durchstreifen werden in den Zuchtfarmen in kleine Drahtgitterkäfige gepfercht. In freier Wildbahn verbringen sie einen Großteil ihres Lebens im und am Wasser. Dort bauen sie Nester und Wohnhöhlen, jagen im Wasser und in Ufernähe und brauchen es vor allem im Sommer, um sich abzukühlen. Zwischen den Zehen haben sie sogar kleine Schwimmhäute. In den Pelzfarmen leben sie auf einem Drahtgittergeflecht, bekommen Wasser nur aus einer Nippeltränke.

Dass den natürlichen Bedürfnissen der Tiere in der Pelztierzucht keine Rechnung getragen wird, hat Folgen. Viele Nerze laufen Stunde um Stunde monoton im Kreis oder hüpfen immer wieder an ein und derselben Stelle am Gitter hoch. Dies ist für die lauffreudigen Tiere die einzig mögliche Form der Beschäftigung um der Langeweile zu entkommen. In der Fachsprache nennt man das Stereotypien oder Hospitalismus. Eine holländische Studie belegt, dass etwa 70% aller Nerze in Pelztierzuchten daran leiden.

Häufig ist in Pelzfarmen zu beobachten, dass sich Nerze selbst verstümmeln oder ihre Artgenossen angreifen und ernsthaft verletzen. Das führt dazu, dass manche Tiere keinen Schwanz mehr haben, ihnen eine Pfote fehlt oder dass sie sogar an den Folgen der Verletzungen sterben. Der Grund dafür ist eine weitere Verhaltensstörung – Kannibalismus. Die Tiere können in den kleinen Käfigen keine ihrer natürlichen Verhaltensweisen ausleben, dies führt zu Frustrationen, die die Tiere aggressiv werden lassen. Das kann so weit gehen, dass Muttertiere ihre lebenden Jungen auffressen.

In Österreich gibt es schon seit 1998 keine Käfighaltung von Nerzen und Füchsen mehr, da die Tiere dort nicht als domestizierte Haustiere oder landwirtschaftliche Nutztiere, sondern als Wildtiere gelten. Diese Auffassung vertritt auch der Facharzt für Zoo- und Wildtiere, Dr. Ruempler, in einem Offizialgutachten für die Staatsanwaltschaft Köln: dass „[…] in Intensivhaltung gezüchteten Nerze keine Haustiere sind. Für Wildtiere im zoologischen Sinne kann eine Käfig-Intensivhaltung keineswegs als adäquat bzw. tiergerecht angesehen werden.“

Aufgrund der Änderung der Rechtslage hat in Deutschland im Frühjahr 2019 die letzte von ehemals 30 Pelzfarmen geschlossen. Aber es gibt noch unzählige kleine Hobbypelztierzuchten. In Dachböden, Kellern, Garagen und Schrebergärten werden Kaninchen, Eichhörnchen und Chinchillas gezüchtet. Ein Chinchillapelz gilt als die „Krone der Eleganz“. Dies hat dazu geführt, dass die springfreudigen Tiere in ihrer Heimat, den Andenregionen Südamerikas, nahezu ausgerottet wurden. Deshalb versucht man sie in Käfigen zu züchten. Bis Anfang der 90 Jahre warben viele Chinchillahändler über Zeitungsanzeigen neue Hobbyzüchter. Ihnen wurde eine Zuchtgruppe und Käfige zusammen mit dem Versprechen verkauft, die Jungtiere zurückzukaufen. Es wurde garantiert, dass sich ihre Investition innerhalb von 5 Jahren verzehnfacht. Dies stellte sich zumeist als unmöglich heraus, denn Chinchillas sind sehr empfindlich. Sie vertragen weder Luftzug, noch zu hohe oder zu niedrige Temperaturen. Todesraten von bis zu 50% sind keine Seltenheit. So kam es dazu, dass sich Mitte der 90 Jahre zahlreiche Chinchillahändler wegen Betruges vor Gericht verantworten mussten – und verurteilt wurden. Trotzdem gibt es in Deutschland noch immer viele private Chinchillazuchten. Wie viele es genau sind, ist unbekannt, denn die so genannten Hobbyzuchten brauchen keine Genehmigung.

Fallenjagd

Gemäß des Deutschen Pelzinstituts stammen etwa 15 Prozent der Tiere, die jährlich für die Fellgewinnung getötet werden aus der freien Wildbahn. Viele von ihnen werden mit Fallen gefangen. Die Pelzindustrie spricht in diesem Zusammenhang von einer notwendigen Begrenzung von Tierpopulationen. Durch das Eingreifen des Menschen in die Natur sollen die Tierbestände reguliert werden, um den Ackerbau, Kulturlandschaften und die Ernte vor „Schädlingen“ zu schützen. Erstaunlich ist aber, dass einerseits Beutegreifer, wie z.B. der Fuchs und auf der anderen Seite Beutetiere, wie z.B. Kaninchen als „Schädling“ gefangen werden und somit die der Natur eigenen Mechanismen der Bestandsregulierung außer Kraft gesetzt werden. Die Populationsdichte der Beutetiere und Beutegreifer hängen voneinander ab. In einem gesunden Naturkreislauf regulieren sie sich gegenseitig. Da Beutegreifer gerade kranke und alte Tiere erbeuten, sichern sie das Überleben eines gesunden Tierbestands. Andererseits reguliert die Anzahl der Beutetiere die der Beutegreifer. Jagdwissenschaftler haben herausgefunden, dass es immer dann, wenn die Anzahl der Beutetiere sinkt, zu einer stressbedingten Selbstregulation der Beutegreifer kommt. Dieses komplexe System kann nicht durch die Fallenjagd ersetzt werden. Vor allem weil Fallen wahllos fangen. Es kann also in keiner Weise von einer gezielten Populationsregulation die Rede sein.

In Deutschland wird die Fallenjagd vom Jagdrecht geregelt, welches von Bundesland zu Bundesland variiert. Generell zulässig sind nur Fallen, die sofort töten oder die Tiere unversehrt fangen. In der Praxis ist dies nicht möglich. Die Totschlagfalle tötet ein Tier nur dann sofort, wenn die Größe des Tieres zur Falle passt und es im richtigen Winkel hinein läuft. Dies passiert nur in 15% aller Fälle. Häufiger kommt es vor, dass eine Fuchsfalle einem Marder das Hinterteil zerquetscht oder eine Marderfalle einem Fuchs die Schnauze einklemmt und die Tiere langsam verbluten. Auch kann es passieren, dass sich ein Tier mit schweren Verletzungen aus einer Falle befreien kann und dann irgendwo im Unterholz an den Verletzungen stirbt. Eine Untersuchung aus dem Jahr 1991 belegt, dass sich ca. 20.000 Füchse mit schweren Laufverletzungen aus Fallen befreien konnten.

Was bei uns verboten ist, ist in anderen Ländern noch massenhaft in Gebrauch – Leghold-Traps oder zu Deutsch Tellereisen. Das sind Fallen, die wie der Name schon sagt, die Tiere am Bein festhalten, bis der Jäger eintrifft. Diese Fangmethode ist in den Augen der Tierschützer besonders grausam, da Beinbrüche, Bänderrisse und Wunden die Regel und nicht die Ausnahme sind. Aufgrund der massiven Proteste von Tierschützern wollte die EU 1991 eine Verordnung erlassen, die die Einfuhr von Pelzen bestimmter Tierarten aus Ländern, in denen Tellereisen verwendet werden, verbietet. Die so genannte Tellereisenverordnung trat Aufgrund des Drucks der Hauptproduktionsländer, den USA, Kanada und Russland nicht wie vorgesehen in Kraft. Stattdessen schloss die EU 1997 mit diesen Ländern ein Abkommen, dass den Ländern eine Frist von fünf Jahren zur Erforschung von „humanen“ Fallen einräumt. Danach verbleiben ihnen weitere drei Jahre, um diese Fangmethoden in die Praxis umzusetzen. Neben den langen Übergangsfristen ist auch der Inhalt des Übereinkommens für die Tierschützer ein Schlag ins Gesicht. Fallen, die fünf Minuten brauchen um ein Tier zu töten werden als human deklariert.

Nirgendwo werden mehr Wildtiere wegen ihres Pelzes gefangen und getötet als in Nordamerika, Kanada und Russland. Schätzungsweise bis zu 90% der Tiere werden mit einer Falle gefangen. In vielen Fällen immer noch mit Tellereisen, weil sie den wichtigen „Rohstoff“, den Pelz nicht beschädigen. Da die Tiere nur an einer Pfote festgehalten werden, bleibt ihr Fell unversehrt. Eingequetscht zwischen zwei Metallbügeln versuchen die Tiere in Todesangst sich zu befreien. Ein Martyrium, das sich über Tage hinziehen kann. Zumeist kontrollieren die Trapper ihre Fallen noch nicht einmal alle 24 Stunden und selbst wenn sie dies täten, leiden die Tiere zwischen drei und dreizehneinhalb Stunden in der Falle. Dies haben Studien mit Zeitmessern ergeben. Selbst die Trapper bestätigen dies. So berichtet ein Trapper, dass er bei der Kontrolle seiner Fallen oft Pfoten in einer Blutlache fand, die die Tiere sich abgebissen hatten um zu flüchten oder dass er nur noch einen Kadaver vorfand. Dass dies nur selten geschieht hält er für unrealistisch, nach seiner Schätzung passiert es in 50% aller Fälle.

Es gibt keinen vernünftigen Grund echten Pelz zu tragen, für dessen Produktion Tiere leiden und sterben mussten. Dieser Ansicht ist auch Umfragen zu Folge die Mehrheit der deutschen Bürger. Trotzdem ist echter Pelz noch immer im Sortiment vieler Modehäuser zu finden – als Besatz am Kragen, den Ärmeln oder der Mütze. So versucht die Pelzindustrie verlorene Absatzmärkte durch die Hintertür zurückzuerobern.

So erkennen Sie echten Pelz:

Seit 2012 gibt es die neue Europäische Textil- Kennzeichnungsverordnung. Wenn ein Kleidungsstück aus tierischen Produkten besteht, muss dies gekennzeichnet werden. Auf dem Etikett steht dann: enthält nichttextile Teile tierischen Ursprungs.

Steht es nicht im Etikett, kann leider dennoch Echtpelz enthalten sein. Manche Tiere werden verarbeitet und als Kunstpelz deklariert, da die Massenzucht – z.B. in China – billiger ist als echt wirkender, hochwertiger Kunstpelz.

So können Sie helfen:

  • Boykottieren Sie Firmen die Pelze verkaufen
  • Schreiben Sie diesen Unternehmen und fordern Sie sie auf die Pelze aus ihrem Sortiment zu nehmen
  • Klären Sie ihre Freunde und Bekannte über das Leid der Pelztiere auf
  • Unterstützen Sie die Arbeit von animal public zum Verbot der Pelzfarmen in Deutschland mit einer Spende

Alle Bilder: www.tierschutzbilder.de