Brandenburgs Jäger feiern einen blutigen Rekord: in der letzten Jagdsaison haben sie 90.000 Wildschweine erschossen, mehr als jemals zuvor. Maßgeblicher Grund für den Massenabschuss ist die in den meisten Jagdkreisen ausgelobte „Pürzelprämie“. Für jeden „Pürzel“, Jägersprache für den abgehackten Schwanz eines Wildschweins, erhalten die Waidmänner von der zuständigen Kreisverwaltung eine Prämie von bis zu 50 Euro. Auch in anderen Bundesländern vermelden Jäger nach der Einführung von „Pürzelprämien“ Rekordabschüsse.

Grund für die staatliche Förderung des Abschusses von Wildschweinen ist die Befürchtung, dass die Afrikanische Schweinepest nach Deutschland kommen könnte. Für Menschen ist die Tierkrankheit vollkommen ungefährlich. Grund für den Aktionismus ist die Sorge um den Wirtschaftsfaktor Schweinefleisch. Bricht die anzeigepflichtige Seuche in einem Maststall aus, werden alle dort gehaltenen Tiere unverzüglich getötet. Sperrgebiete würden die sonst üblichen Tiertransporte durch die halbe BRD unmöglich machen. Zudem würde der Export von Schweinefleisch aus Deutschland reglementiert. Die deutschen Schweinemäster fürchten Milliardenschäden.

Der Massenabschuss von gesunden Tieren wird die Ausbreitung der Seuche jedoch nicht verhindern, denn der größte Risikofaktor ist der Mensch selbst. Eine Einschleppung durch Reisende, Berufskraftfahrer oder Jagdtouristen gilt als wahrscheinlich. An Schuhen, Kleidern oder Fahrzeugen können die widerstandsfähigen Viren haften bleiben. Besonders riskant ist importierte Nahrung, die unachtsam an Rastplätzen entsorgt wird. Aufklärung, bessere Grenzkontrollen und solide Wildschutzzäune an Rastplätzen sind daher wesentlich sinnvollere Maßnahmen zur Verhinderung der Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest, als der prophylaktische Abschuss Tausender vollkommen gesunder Wildtiere. Dass dies trotzdem geschieht und noch dazu mit Steuergeldern finanziert wird, liegt am enormen Einfluss der Jagd- und der Agrarlobby auf die deutsche Politik.

animal public setzt sich seit Jahren dafür ein, dass modernen wildbiologischen Erkenntnissen mehr Rechnung getragen wird, als überholten Parolen und Panikmache. Die aktuelle Debatte zeigt einmal mehr, wie dringend dies nötig ist. Wir freuen uns sehr, wenn Sie uns mit einer Spende helfen würden, den verfolgten Tieren in Wald und Flur eine Stimme zu geben.