Wehret den Anfängen und Finger weg vom Jagdrecht! Hobby-Jägern geht es eindeutig darum, dass nichts verändert wird und alles so bleibt, wie es ist. Status quo eben. Sie finden ihr eigenes Recht gut und richtig. Ein Lodengrüner in einem einschlägigen Forum: Warum soll ein Jagdgesetz niveliert werden, wenn es sich über 100 Jahre bewährt hat? Obwohl der offensichtlich keine Ahnung davon hat, was eine Gesetzesnovelle ist, protestiert er dagegen. Eigentlich gegen den zuständigen grünen Minister in NRW, der sich erdreistet, darüber nachzudenken, wie das Jagdrecht an die heutigen Erfordernisse des Tier- und Naturschutzes anzupassen sei. Dafür steht der jetzt im Fadenkreuz und muss sich Ideologe schimpfen lassen.

Die große Angst von bundesweit 350.000 Jägern ist die schrittweise Einengung und Reglementierung ihres Hobbys. Wenn man sie allerdings als Hobby-Jäger bezeichnet, werden sie fuchsig. Klingt ja auch fatal nach Sonntagsjäger. Doch Jagd heutzutage ist kein Handwerksberuf, auch kein Grundrecht, wie gerne behauptet wird, und erst recht kein erhaltenswertes Kulturgut. Dass die Jägerei ein ziemlich zeit- und geldaufwändiges Hobby wie zum Beispiel das Segeln ist, daran zweifelt eigentlich kaum jemand – es sei denn, er hat den Jagdschein. Einige gravierende Unterschiede gibt es doch: Zur Jagd geht man bewaffnet und mit dem Ziel, jagdbare Tiere zu töten. Nicht selten trifft es auch Hund oder Katze, das Pferd auf der Weide, einen streng geschützten Wolf oder einen Mann im Maisfeld. Das ist dann ein bedauerliches Versehen oder ein Unfall. Jäger treffen oft auf milde Richter. Die Tatsache, dass bei häuslichen Auseinandersetzungen zunehmend auch Jagdwaffen im Spiel sind, steht aber auf einem anderen Blatt …

Man will es kaum glauben: Seit Hermann Göring 1934 das Reichsjagdgesetz verkündete, wurde kaum daran gefeilt. Es ist in weiten Teilen immer noch gültig. Wer daran rüttelt, ist auf dem besten Weg, die Jagd abzuschaffen. Diesem grünen Minister in NRW muss mal ordentlich Bescheid gestoßen werden. Dass bisher noch nicht mal ein Entwurf zur Änderung vorliegt, tut nichts zur Sache. Eine machtvolle Demonstration des Jägerwillen wird geplant. Tausende und abertausende Jagdhörner sollen vor dem Landtag in Düsseldorf erschallen. Weltrekordmäßiges bahnt sich an …

Da wollte der Landesjagdverband NRW samt seinen 65.000 Mitgliedern lieber nicht mitmachen und schwieg still. Wer weiß, wozu man den Herrn Minister nochmal brauchen kann. Die Funktionäre hatten sich schon im Vorfeld distanziert, wollten nichts damit zu tun haben, als sich neulich erhoffte tausende und abertausende Lodengrüne versammeln sollten, um dem Grünen mal ordentlich die Meinung zu geigen. Pardon, zu blasen. Dass es dann aber nur ein klägliches Jäger-Häuflein war, das ins Jagdhorn tutete, tut hier nichts zur Sache. Der Schuss ging jedenfalls nach hinten los – um im Bild zu bleiben.

Wenig später, in den Jägerforen, herrscht seitenlanger Frust mit heftigen Schuldzuweisungen. Besonders die Verbandsfunktionäre und jene Waidgenossen, die nicht den Mumm hatten, für ihr Anliegen auf die Straße zu gehen, sind das Ziel. Aber letztlich gibt es doch einen Trost: Die gegendemonstrierenden Tierschützer waren auch nicht zahlreicher – nur lauter. Allerdings, und das erkennt man neidvoll an, haben die ihr Anliegen besser unter die Leute gebracht und sind versiert im Umgang mit Journalisten. Überhaupt, die jagdfeindlichen Grundstimmung der Medien. Welch ein Ärgernis!

Das alles lässt den Landjäger kalt. Warum sollte er auf die Straße gehen? Was die da oben aushecken, interessiert ihn nicht die Bohne. Einer, der es wissen muss, schreibt mit entwaffnender Offenheit: Jagen können wir Einheimischen auf dem Lande trotz allem wie vor 1000 Jahren und mit den paar zugereisten Öko`s aus den Städten werden wir schon fertig!

©Karin Hutter