In Folge eines Jahrhunderte langen Ausrottungsfeldzugs galt die Wolfspopulation in Deutschland ab 1850 als erloschen. Nur vereinzelt wurden noch Nachzügler gesichtet – und getötet. Auch nach dem zweiten Weltkrieg wurden Tiere, die aus Polen in die östlichen Bundesländer einwanderten, zumeist junge Rüden auf der Suche nach einem Revier, systematisch erschossen. Offiziellen Angaben zufolge, wurden zwischen 1945 und 1990 in West- und Ostdeutschland 22 Wölfe getötet. In der BRD wurde der Wolf 1987 unter strengen Schutz gestellt, in der DDR durfte er bis zur Wiedervereinigung gejagt werden.
Seit der Wende genießt der Wolf in ganz Deutschland den höchsten Schutzstatus, den es gibt. Eine Erfolgsgeschichte! Nach 150 Jahren wurden im Jahr 2000 erstmals wieder Wölfe in Deutschland geboren. Auf dem Truppenübungsplatz Oberlausitz (Sachsen) brachte ein Wolfspaar aus Polen vier Jungtiere zur Welt. Mittlerweile ist der Wolf im Osten Deutschlands wieder heimisch. Wolfsforscher gehen davon aus, dass derzeit 60 Rudel und 13 Wolfspaare in Deutschland leben.
Obwohl die Rückkehr des Wolfes ein bedeutender Schritt für den Natur- und Artenschutz ist, gibt es auch Interessengruppen, die vehement Stimmung gegen den Wolf machen. Zu nennen sind hier zum einen die Hobbyjäger, die den Wolf als Konkurrenten sehen, der ihre Jagdstrecken verringert und sie als „Prädator“ überflüssig macht. Zum anderen sind da die Weidetierhalter, die plötzlich mit einem Beutegreifer konfrontiert sind, vor dem sie ihre Herden mit Zäunen oder Hunden schützen müssen.
Und während einige sich damit begnügen Angst und Unsicherheit in der Bevölkerung zu schüren und lautstark den Abschuss von Wölfen zu fordern, greifen andere sogar zur Waffe. Illegal! Seit 2000 sind in Deutschland nachweislich 26 Wölfe getötet worden. Trotz intensiver Polizeifahndung und hohen Belohnungen für Hinweise auf die Täter, konnten nur in drei Fällen die verantwortlichen Jäger ermittelt werden.
Doch nicht nur Jäger stellen eine Gefahr für den Wolf dar, sondern auch der Straßenverkehr. In den letzten 17 Jahren wurden über 140 Wölfe gefunden, die bei Verkehrsunfällen ums Leben kamen. Bei einigen erbrachte die Untersuchung, dass sie zuvor von Jägern angeschossen worden waren.
Das macht deutlich, dass der Mensch für den Wolf eine weit größere Gefahr darstellt als umgekehrt. Denn gesunde Wölfe, die nicht provoziert oder angefüttert werden, stellen in der Regel keine Gefahr für den Menschen dar. Dies ist das Ergebnis einer großangelegten wissenschaftlichen Studie des Norwegisches Institut für Naturforschung. Vergleicht man die Häufigkeit von Wolfsangriffen auf Menschen mit denen anderer großer Beutegreifer oder Wildtiere allgemein, wird offensichtlich, dass Wölfe in Bezug auf ihre Größe und ihr räuberisches Potential zu den am wenigsten gefährlichen Tieren gehören.
Da Wölfe sehr scheue Tiere sind, ist es äußerst unwahrscheinlich, dass man einem in freier Natur begegnet. Sollte dies dennoch passieren, so sollte man sich freuen, sich ruhig verhalten und dem Tier genug Raum geben, damit es sich zurück ziehen kann. Sollte man sich unwohl fühlen, sollte man sich aufrichten und den Wolf durch lautes, energischen Rufen oder Klatschen vertreiben.
Die Rückkehr des Wolfes ist eine Chance für eine Rückkehr zu einem natürlicheren Ökosystem. Einem Ökosystem, in dem nicht Hobbyjäger nach Gutdünken gesunde und starke Tiere aus dem Hinterhalt erschießen, sondern sich der Bestand wieder selbst reguliert.
animal public freut sich über die Rückkehr des Wolfes und setzt sich dafür ein, dass er nicht zur „jagdbare“ Tierart erklärt wird.
Zudem fordern wir:
- Schutz des Wolfes vor dem Straßenverkehr durch mehr Grünbrücken
- Eine bundesweite Förderung des Herdenschutzes
- Ausgleichszahlung für Tierhalter, deren Tiere von einem Wolf verletzt oder getötet wurden
Alle Fotos mit freundlicher Genehmigung von Heiko Anders: http://www.andersfotografiert.com/
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