Weniger als ein halbes Prozent der deutschen Bevölkerung geht zur Jagd. Dennoch bedeutet es, dass über 380.000 Jäger jährlich über 4 Millionen Wildtiere töten. Und obwohl sie in der Minderheit sind, haben die Hobbyjäger es geschafft, unsere Wälder und Flure für ihr blutiges Freizeitvergnügen fast vollständig zu vereinnahmen. Grundstückseigentümer können sich ihrer nur mühsam erwehren, Erholungssuchende werden bedroht und müssen sich sogar vor tödlichen Querschlägern fürchten.
Gerne rechtfertigen die Jäger ihr Tun als Natur- und Artenschutz. Nichts als Jägerlatein, wie so vieles, was die Waidmänner verbreiten. Wir haben die zehn wichtigsten Wahrheiten über die Jagd für Sie zusammengefasst:

Jungfüchse in einer Falle Foto: J. Kurz

1. Waidgerecht ist kein Synonym für Tierschutz

Unter den Nationalsozialisten wurde 1934 der Begriff der „Deutschen Waidgerechtigkeit“ in das Jagdgesetz eingeführt, ein Gesetz, das nahezu unverändert, heute noch gültig ist. Bis jetzt halten sich die Jäger an das damit verbundene Brauchtum, obwohl es dem heutigen Tierschutzgedanken vollkommen entgegensteht. So werden Wildtiere und Vögel extra aufgescheucht, um sie während der Flucht zu erschießen. Die Folge sind schwer verletzt Tiere, die sich über Stunden oder Tage zu Tode quälen. Untersuchungen belegen, dass bei Bewegungsjagden nur ein Drittel aller Tiere tatsächlich tödlich getroffen werden. Bei der Untersuchung von Gänsen hat man festgestellt, dass jede Dritte schon einmal mit Schrot angeschossen wurde. [1] [2]

2. Jagd ist kein Artenschutz

Obwohl die Jägerschaft gerne behauptet Artenschutz zu betreiben, ist das Gegenteil der Fall. So werden selbst gefährdete Tierarten, die auf der roten Liste für bedrohte Tierarten stehen, gejagt. Der offiziellen Jagdstatistik zufolge wurden allein im Jagdjahr 2018/2019 rund 192.000 Feldhasen, über 6000 Baummarder, 1900 Rebhühner und 8300 Iltisse von Jägern getötet, obwohl ihre Bestände als gefährdet gelten. Selbst in vielen Naturschutzgebieten ruht die Jagd nicht. [3]

3. Tiere werden als Kanonenfutter ausgesetzt

Um mehr Tiere töten zu können, werden von Jägern jedes Jahr zahllose gezüchtete Vögel ausgesetzt und mit Futter versorgt. Darunter auch der ehemals bei uns nicht heimische Fasan. Nach einer Schamfrist von oftmals nur wenigen Wochen, werden die nahezu handzahmen Tiere erschossen.

4. Konkurrenten werden bekämpft

Während die Jäger auf der einen Seite behaupten, sie müssten jagen, um bestimmte Tierbestände klein zu halten, da die großen Prädatoren, wie Bär, Wolf oder Luchs fehlen, unternehmen sie auf der anderen Seite alles, um zu verhindern, dass eben diese Prädatoren sich bei uns wieder ansiedeln. So wird nicht nur lautstark die Aufnahme des Wolfes in das Jagdrecht gefordert, sondern auch wurden in den letzten zwei Jahrzehnten nachweislich über 30 Wölfe illegal erschossenen, die Dunkelziffer dürfte deutlich höher liegen.

Fast eine Millionen Füchse landen jährlich im Müll / Foto: Sandro und Bianca Pelli

5. Millionen Tiere landen im Müll

Bis heute hält die Jägerschaft an einem vollkommen antiquierten Schädlings- Nützlingsdenken fest. Sogenanntes „Raubwild“, wie Fuchs oder Dachs, wird bekämpft, zum Schutz des „Niederwilds“. Dies ist nicht nur sinnlos, da es zu keiner Bestandsverbesserung beim „Niederwild“ führt, sondern sogar kontraproduktiv, da Beutegreifer Auslesevorgänge in den Beutetierpopulationen übernehmen, die in der Natur von ganz erheblicher Bedeutung sind. Die Jagdmethoden, die bei der „Raubwild“-Bejagung zum Einsatz kommen sind besonders grausam. So werden trainierte Jagdhunde in die Baue von Fuchs oder Dachs gehetzt, um diese „rauszusprengen“ und vor die Gewehrläufe der Jäger zu treiben. Um den Jagderfolg zu steigern, werden sogar aufwändige Kunstbaue angelegt.
Da ihr Fleisch nicht verwertet wird und der Pelz ein Ladenhüter ist, landet der größte Teil der getöteten Füchse und Dachse, über eine halbe Millionen Tiere jährlich, einfach im Müll.

6. Jäger füttern Trophäen von morgen heran

Seit über 30 Jahren steigt die Zahl der Wildschweine ständig an, trotz zunehmender Bejagung. Denn, um Wildschweine jagen zu können, werden diese von den Jägern mittels „Kirrungen“ (Anlockfütterungen) oder Ablenkungsfütterungen ins Revier gelockt und mit Winterfütterungen und Notzeitenfütterungen über den Winter gebracht. Während der Mais auf unseren Feldern nur wenige Monate zur Verfügung steht, wird ganzjährig Futtermais ausgebracht, also auch während der für Reproduktionsgeschehen wichtigen Rauschzeit im November bis Januar. Gerade bei Frischlingsbachen erhöht eine zusätzliche Fütterung die Wahrscheinlichkeit der Geschlechtsreife von 30 % auf 70 %, was wegen ihres hohen Anteils in der Population den Gesamtzuwachs entscheidend beeinflusst.
Eine Langzeitstudie belegt zudem, dass in Revieren die stark bejagt werden, die Fruchtbarkeit der Wildschweine zunimmt. Denn von Natur aus regulieren Wildschweine ihren Bestand selbst, doch wenn ihr Familienverband durch die Jagd zerstört ist, vermehren sich mehr Tiere als normal. [4] [5]

Das Geschäft mit der Trophäenjagd boomt

7. Jäger lassen sich ihren „Sport“ einiges kosten!

Niemand investiert viel Geld in eine Jagdausbildung, -ausrüstung, ein Jagdrevier oder ein Jagdreise, weil er die Natur schützen möchte. Die Motivation zu jagen, ist die Freude am Verfolgen und Töten. Und dabei sind stattliche oder seltene Trophäen besonders begehrt. So kostet der Abschuss eines Elefantenbullens mit Stoßzähnen 18.000 USD, der eines zahnlosen Elefanten nur etwa 4500 USD. Auch der Abschuss von Hirschen, wird nach der Größe und des Gewichts des Geweihs berechnet.

8. Die Jagd führt zu mehr Wildunfällen

Die meisten Menschen kennen Wildschweine und Füchse nur als scheue Nachttiere, doch das sind sie von Natur aus nicht. Aufgrund des hohen Jagddrucks sind sie mittlerweile dämmerungs- und nachtaktiv. Im Zusammenspiel mit der durch Hege extrem hohen Anzahl an Wildschweinen, nimmt die Zahl der Wildunfälle in den Abend- und Dämmerungsstunden, wenn die Sicht schlecht ist, ständig zu.

9. Jäger sind gefährlich für ihre Mitmenschen

Jedes Jahr werden dutzende Menschen durch Jagdwaffen verletzt oder getötet. Häufig sind es Treiber oder Mitjäger, die von einer verirrten Kugel getroffen werden. Doch auch Jogger, Autofahrer oder spielende Kinder sind immer wieder Opfer von Querschlägern. Zudem werden Jagdwaffen auch bei Beziehungstaten oder Amokläufen eingesetzt. In den Niederlanden hat man daher eine Psychotest für Jäger eingeführt. Das Ergebnis ist erschreckend: über 20% der Jäger sind nicht in der psychischen Verfassung eine Waffe zu tragen. [6]

10. Es geht auch ohne Hobbyjäger

Im Kanton Genf ist die Hobbyjagd seit 1974 verboten. Aus Sicht der zuständigen Wild- und Fischereibehörde ist das professionelle Wildtiermanagement ein Erfolgsmodell. Sollten jagdliche Maßnahmen zur Prävention von Schäden in Land- und Forstwirtschaft nötig sein, übernehmen das ausgebildete Wildhüter, deren oberstes Ziel es ist, kein Tier unnötig zu verletzen und die Sozialstruktur der Tiere nicht zu zerstören. [7]

Quellen:

[1] Tierschutz und Bewegungsjagden Stellungnahme der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz (TVT) Arbeitskreis Wildtiere und Jagd (AK 6) aus 2011
[2] https://www.tierschutzbund.de/information/hintergrund/artenschutz/voegel/gaense/
[3] https://www.jagdverband.de/jagd-und-wildunfallstatistik
[4] Ulf Hohmann und Ditmar Huckschlag, Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft Rheinland-Pfalz: “Schwarzwild: Kirrmais versus Feldmais”, 2.3.2010
[5] Sabrina Servanty, Jean‐Michel Gaillard, Francesca Ronchi, Stefano Focardi, Éric Baubet, Olivier Gimenez : “Influence of harvesting pressure on demographic tactics: implications for wildlife management”, June 2011
[6] https://www.focus.de/panorama/welt/grosssaara-angeschossene-sechsjaehrige-polizei-nimmt-jaeger-ins-visier_id_9262298.html
[7] https://www.youtube.com/watch?v=5s92OpvxGk0