Greifvögel faszinieren seit jeher die Menschen. Ihre Geschicklichkeit, ihre Flugkünste und ihre Schnelligkeit ließen sie zu Symboltieren für Macht, Stärke und Freiheit werden. Doch dies wurde den Herrschern der Lüfte zum Verhängnis. Auch heute noch gibt es Menschen,  die den Wunsch  haben einen solch mächtigen Vogel zu besitzen, zu beherrschen. In der BRD werden 80.000 Greifvögel in Gefangenschaft gehalten. In Burgfalknereien, Tierparks und bei Hobbyfalknern fristen sie ein elendes Dasein.

Wildfänge

Viele der Tiere sind Wildfänge. In Freiheit sind sie Wochen oder Monate tagtäglich stundenlang frei geflogen. Der Verlust sämtlicher Lebensgewohnheiten ist für die Tiere traumatisch. Sie verweigern die Nahrung, müssen künstlich ernährt werden, ihr gesamter Organismus gerät durch den plötzlichen Bewegungsmangel aus dem Gleichgewicht. Stoffwechselstörungen, Erkrankungen an den Beinen und an den Flügeln  sind die häufigsten physischen Folgen der Gefangennahme. Die völlige Verarmung der Umwelt wirkt sich natürlich auch auf die Psyche der Tiere aus. Sie zeigen Verhaltensstörungen, die in freier Natur niemals vorkommen.

Aushorstung

Nicht besser ergeht es den Tieren, die durch Aushorstungen von Nestern schon als Küken in Menschenhand geraten. Wie sollen  sie normale  Verhaltensweisen  entwickeln, wenn ihr ganzes natürliches Umfeld, ihre Eltern und ihre Geschwister fehlen? Erfahrungen, die das Leben der freien Greifvögel prägen, können sie niemals machen. Das fatale Resultat ist oftmals eine Fehlprägung auf den Menschen. Daraus können sich schwerwiegende Verhaltensstörungen, wie Federpicken und Aggressionen entwickeln.

Nachzucht

Erst seit nahezu alle Greifvogelarten unter Artenschutz stehen und die Tiere somit nicht mehr legal der Natur entnommen werden dürfen, versuchen Greifvogelhalter die Wildtiere zu züchten. Ein Unternehmen, das in der artfremden, reizlosen und beengten Umgebung einer Voliere nicht recht gelingen will. So kommt es immer wieder vor, dass die Tiere, die keine Möglichkeit zum Ausweichen haben den Beutefangreiz des anderen Vogels auslösen. Zumeist sind es die kleineren Männchen, die von den Weibchen
angegriffen und getötet werden. Solche Tragödien schrecken die Züchter nicht ab. Kurzerhand beschneiden sie die Flügel der weiblichen Tiere, um ihnen das Fliegen zu erschweren. Was für einer Angst und was für einem Stress sind die Herrscher der Lüfte wohl ausgesetzt, wenn sie nicht mehr richtig fliegen können?

Doch es gibt noch weit mehr Probleme bei der Greifvogelzucht. Aus Stress und Frustration legen viele wildgefangene Tiere nur taube Eier oder sind aufgrund einer Fehlprägung nicht eigenständig fortpflanzungsfähig. Mit künstlicher Besamung versuchen die Greifvogelzüchter trotz dieser Probleme an Nachzuchten zu gelangen. Das Gelege nehmen sie den Vögeln weg, um es im Brutschrank ausbrüten zu lassen. Denn zur Brut und zur Aufzucht ihrer Jungen, sind viele gefangen Vögel nicht mehr in der Lage.

Das Ergebnis dieser auf kommerzielle Interessen ausgerichteten Zucht ist, wenn sie denn erfolgreich sein sollte, eine weitere Generation Greifvögel, der die soziale Umwelt, der natürliche Lebensraum und somit zahlreiche notwendige prägende Erfahrungen fehlen. Und obwohl die Tiere in Gefangenschaft zur Welt kommen, sind sie Wildtiere, die unter der Erlebnisarmut und der räumlichen Beschränkung in einer Voliere  leiden.

Haltung

Kennzeichnend für die falknerische Haltung von Greifvögeln ist das sogenannte Geschüh. Dies sind an den Füßen festgebundene Lederriemen, die dazu dienen die Vögel am Ort festzuhalten. Zusätzlich sind an dem Geschüh Glöckchen befestigt, die bei jeder noch so kleinen Bewegung klingeln. Sicherlich nicht angenehm für die stressempfindlichen Tiere. Üblicherweise werden die Greifvögel in Anbindehaltung gehalten. An einem Block (ein Holzpfosten) oder Sprenkel (ein runder Eisenbogen) festgebunden fristen die Tiere ihre Tage. Jeder Flugversuch verkommt zu einem Flattern und endet unweigerlich mit einem Sturz. So präsentieren gerade Schaufalknereien gerne dieHerrscher der Lüfte dem zahlenden Publikum. Auch die Volierenhaltung ist alles andere als artgerecht. Räumliche Enge, der Verlust des natürlichen Lebensraums, der Bewegungsmangel und Reizarmut prägen das Leben des gefangenen Wildtiers. Wenige Minuten Freiflug bei der Beizjagd können diese Einschränkungen noch nicht einmal annähernd ausgleichen.

Abtragen

Bevor die Greifvögel für die Jagd oder für Vorführungen eingesetzt werden können, müssen sie, wie die Falkner es nennen, abgetragen werden. Abtragen bedeutet nichts anderes, als den Willen des Tieres zu  brechen, bis es sich dem Menschen unterwirft. Üblicherweise wird der scheue Vogel auf ein Reck gesetzt und mit einer Leine, die an seinen Füßen  befestigt ist, immer wieder gewaltsam auf die Faust des Falkners gezogen. Natürlich versucht der verängstigte Vogel zu fliehen. Doch egal wie stark er an der Leine zerrt, wie panisch er flattert und stürzt, der Falkner zwingt ihn auf seine Faust. Und nur dort bekommt der Vogel Futter. Diese Prozedur wird Wochen und Monate, Tag für Tag wiederholt, bis das Tier keinen Widerstand mehr leistet und auf der Faust des Falkners landet.

Eine andere Methode ist das sogenannte Wachtragen. Dabei wird der Vogel über mehrere Tage und Nächte ohne Unterbrechung von verschiedenen Menschen durch die Gegend getragen. Unruhig durch die Nähe des Menschen, das beständige Schaukeln und die zahlreichen Umweltreize bleibt das Tier bis zur vollkommenen Erschöpfung wach. Erst wenn es so gebrochen ist, dass es selbst auf einem Jahrmarkt keine Angst mehr zeigt, hat die Prozedur eine Ende.

Ähnlich funktioniert die Abrichtung in der Wasserkammer. Der Falkner bringt den Greifvogel in eine Kammer, deren ganzer Boden mit Wasser bedeckt ist. Der Vogel versuchte vor der bedrohlichen Gegenwart des Menschen zu fliehen, aber im Wasser zu landen bedeutet für ihn den sicheren Tod. Verzweifelt hält er sich in der Luft, doch er hat keine Chance zu entkommen. Die einzige Landemöglichkeit ist der Mensch. Dem völlig erschöpften Vogel bleibt nur die Wahl zwischen dem Tod im Wasser und der Faust des Falkners, auf der er sich schließlich hilflos niederlässt. Nachdem der Greifvogel in dieser Weise gezähmt wurde, kann er bei Beizjagden oder auch in einer Schaufalknerei eingesetzt werden. Er hat gelernt, dass ihm keine Wahl bleibt, er muss auf die Faust des Falkners zurückkehren.


Die Haltung von Greifvögeln in Gefangenschaft kann nie artgerecht sein. Für die Tiere bedeutete sie immer physischen und psychischen Stress. animal public fordert deshalb ein Verbot der Greifvogelhaltung.

So können Sie helfen:

  • Besuchen Sie keine Burgfalknereien oder Schaufalknereien.
  • Klären Sie Ihre Verwandte und Bekannte über das Leiden der Greifvögel in Gefangenschaft auf.
  • Schaufalknereien sind ein beliebtes Ausflugsziel für Schulklassen. Informieren Sie die Lehrer Ihrer Kinder über die Tierschutzprobleme und bitten Sie sie eine solche Einrichtung nicht zu besuchen.
  • Fordern Sie kostenlos unsere Unterschriftenliste gegen Greifvogelhaltung an.