In der Silvesternacht 2019 brannte das Affenhaus im Krefelder Zoo fast vollständig nieder. Dabei starben 50 Tiere, darunter fünf Orang-Utans, zwei Gorillas, ein Schimpanse und diverse kleinere Affen. Wie durch ein Wunder überlebten die Schimpansen Bally (46) und Limbo (27) den Brand.

Der Zoo brachte die beiden Menschenaffen provisorisch im hinteren Bereich des Gorillahauses unter. Dort werden Bally und Limbo auch ein Jahr später noch gehalten. Aus Sicht von animal public ist dies tierschutzwidrig.

Schimpanse im Krefelder Zoo

Bis heute stehen den beiden Tieren lediglich zwei sogenannte Schlafboxen und ein winziger Innenraum zur Verfügung, insgesamt gerade einmal 42,5 Quadratmeter.
Laut Gutachten des Bundeslandwirtschaftsministeriums über Mindestanforderungen an die Haltung von Säugetieren muss jedoch ein Innengehege für Schimpansen mindestens 200 Quadratmeter groß sein. Zudem muss den Tieren zusätzlich ein Außengehege von gleicher Größe zur Verfügung stehen.

Doch während der Zoo eifrig eine neue Menschenaffenanlage für rund 20 Millionen Euro plant und dafür Spenden sammelt, ist weiter unklar was mit Limbo und Bally geschehen soll.

Anfänglich hieß es, das Europäische Erhaltungszuchtprogrammm (EEP) für Westafrikanische Schimpansen würde nach einem Platz für Limbo und Bally in einer anderen Schimpansengruppe suchen. Sobald es einen Platz gäbe, würde man den Transport vorbereiten. Im Dezember erklärte der Zoo, ein Umzug stehe für Bally aufgrund ihres hohen Alters zunächst nicht an. Im Januar hieß es dann, Bally sei transportfähig.

Diese Argumentation erinnert an die ehemalige Schimpansenhaltung im Wuppertaler Zoo. Auch hier wurde eine Abgabe der Tiere jahrelang mit der Begründung abgewiegelt, dass die Schimpansen an die bisherigen Verhältnisse gewöhnt seien und eine Umsiedelung in eine fremde Gruppe „ein Verbrechen“ sei. Letztlich wurden die beiden Schimpansen Epulu und Kitoto Jahre später und in entsprechend noch höherem Alter (51 und 36 Jahre) plötzlich doch getrennt abgegeben, als es dem Zoo aufgrund einer Neustrukturierung seiner Gehege ins Konzept passte.

animal public fordert, dass der Zoo endlich dafür Sorge trägt, dass Bally und Limbo zumindest den geltenden Tierschutzvorschriften entsprechend gehalten werden. Die in vielfacher Weise unzureichende Haltung in Krefeld ist nicht länger hinnehmbar. Auch wenn die Tiere nach Angaben des Zoos derzeit noch keine Verhaltensstörungen zeigen, können sie auf so engem Raum, ohne Zugang zu einem Außengehege und ohne funktionierende soziale Gruppe, ihre natürlichen Verhaltensweisen nicht annähernd ausleben. Da nunmehr ein Jahr kein Platz in einem anderen Zoo gefunden wurde, muss der Krefelder Zoo entweder die Haltung vor Ort umgehende verbessern oder die Tiere in eine Auffangstation abgeben.
Die Auffangstation „Wales Ape and Monkey Sanctuary“ hat bereits angeboten die beiden Menschenaffen aufzunehmen. Darüber hinaus gibt es auch andere anerkannte Auffangstationen für Schimpansen, z.B. in den Niederlanden, Spanien und in Österreich, die der Zoo um Hilfe bitten könnte.

Gemeinsam mit dem Bund gegen Missbrauch der Tiere, dem Deutschen Tierschutzbund e.V., PETA Deutschland e.V., Pro Wildlife e.V. und VIER PFOTEN Deutschland hat sich animal public an das Veterinäramt gewandt und es aufgefordert, die tierschutzrechtlich inakzeptable Haltung von Bally und Limbo nicht länger zu dulden.

Hintergrundinformationen:

Gemeinsamer Verbändebrief an das Veterinäramt Krefeld (pdf Dokument)

Videoaufnahmen der Haltung von Bally und Limbo: ZOO KREFELD TIERSCHUTZWIDRIGE GEFANGENHALTUNG DER BEIDEN ÜBERLEBENDEN SCHIMPANSEN BALLY und LIMBO – YouTube

Gutachten über Mindestanforderungen an die Haltung von Säugetieren: https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/_Tiere/Tierschutz/HaltungSaeugetiere.pdf?__blob=publicationFile&v=7

Newsletter zum Brand im Krefelder Zoo: Den Zoo trifft eine Mitschuld

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Grundrechte für Menschenaffen: Werden Sie Projektpate

(Stand 12.01.2021)