Vielen Menschen ist nicht bewusst, unter welchen entsetzlichen Bedingungen auch heute noch Versuche an Affen durchgeführt werden. Unter dem Deckmantel der Wissenschaft leiden und sterben die hochintelligenten und sozialen Familientiere in Tierversuchslaboren, mitten in Deutschland.

Primaten werden angeblich verwendet, weil sie dem Menschen so ähnlich sein sollen. Doch nicht nur wegen dieser Ähnlichkeit sind die Qualen der Tiere in den Laboren nicht zu rechtfertigen. Auch aus wissenschaftlicher Sicht sind Affenversuche abzulehnen. Sie sind uns zwar ähnlich, aber eben nur „ähnlich“.

© Animal Rights Sweden

Wie viele Affen leiden und sterben in Deutschland und Europa?

Allein im Jahr 2017 wurden in deutschen Tierversuchslaboren 3.472 Affen und Halbaffen „verwendet“ (1). Die Zahl dieser Tiere ist damit im Vergleich zum Vorjahr (2.400) deutlich gestiegen.

In der Europäischen Union geht man von etwa 10.000 Primaten aus, die völlig unnötig leiden und sterben müssen. Dies betrifft vor allem Makaken, Meerkatzen, Paviane und Krallenaffen (2).

Die Haltung von Affen im Tierversuchslabor

Die Haltungsbedingungen in den Laboren bedeuten unermessliches Leiden für die bewegungsfreudigen Tiere. Im Vordergrund stehen Wirtschaftlichkeit und Praktikabilität, nicht die Bedürfnisse der Tiere. Ihr Dasein müssen sie daher in kleinen kahlen Gitterkäfigen fristen, über viele Monate oder sogar Jahre hinweg. Eine kaum vorstellbare Tortur, denn ihre natürlichen Verhaltensweisen können sie so noch nicht einmal annähernd ausleben. Auch die Einzelhaltung der hoch sozialen Tiere ist noch immer schreckliche Realität. Kein Wunder, dass viele Tiere schon aufgrund der Haltungsbedingungen an schweren Traumata und Verhaltensstörungen leiden.

© Let the Animals live – Israel

Woher stammen die Tiere?

Viele der Affen, an denen in Europa geforscht wird, stammen aus Ländern wie Mauritius, Vietnam, Laos, Indonesien, Barbados, China und Kambodscha – ein florierendes Geschäft.

Noch immer werden dort Affen aus der Natur gefangen, um sie entweder direkt für Tierversuche nach Europa zu bringen oder um mit ihnen in regelrechten Massenzuchten „Nachschub“ für die Tierversuchsindustrie zu produzieren.

Allein aus Mauritius wurden im Jahr 2014 offiziellen Angaben zufolge 8.991 Affen in US-amerikanische und europäische Versuchslabore (insbesondere ins Vereinigte Königreich; nach Frankreich, Spanien und Deutschland) gebracht (3).

© AESOP Project

Hirnforschung an Affen

Für die Hirnforschung werden hauptsächlich Langschwanzmakaken (Javaneraffen) und Rhesusaffen gequält und getötet. Solche Versuche werden in Deutschland in folgenden Städten durchgeführt (4):

  • Göttingen
  • Bremen
  • Magdeburg
  • Frankfurt am Main
  • Tübingen

Bevor die Tiere in den Versuchen „eingesetzt“ werden können, müssen sie üblicherweise „trainiert“ werden. Andernfalls würden sie niemals stundenlang in einem Affenstuhl fixiert sitzen. Doch die Affen kooperieren alles andere als freiwillig. Die Forscher lassen die Tiere dursten und geben ihnen nur wenige Tropfen Wasser oder Saft, damit die Tiere machen, was von ihnen verlangt wird (5). Es bleibt ihnen keine andere Möglichkeit, um ihren quälenden Durst stillen zu können.

© Let the Animals live – Israel

Im weiteren Verlauf wird den Affen ein Loch in den Schädel gebohrt, durch die später über eine montierte Kammer Elektroden in das Gehirn eingeführt werden können. Damit das Gehirn besser untersucht werden kann, müssen die Tiere stillsitzen. Ermöglicht wird dies, indem ihnen ein Metallbolzen auf den Schädelknochen angeschraubt wird, welcher wiederum unbeweglich an einem Gestell festgeschraubt werden kann.

© Aesop Project

Die Versuche sind nicht nur äußerst qualvoll und grausam, sondern völlig unnötig und sinnlos, da Affen eben kein kleines menschliches Gehirn besitzen (6, 7). Die Unterschiede zwischen Menschen- und Affenhirn sind einfach zu groß, um gesicherte wissenschaftliche Erkenntnisse zu generieren.

„Die Forschung an Affenhirnen erlaubt Aussagen über die Funktion des Affenhirns – mehr nicht (8).“

Ärzte gegen Tierversuche e.V.

Aktueller Fall: Das LPT in Hamburg – Massive Tierschutzverstöße

Im Oktober 2019 war die Öffentlichkeit – erneut – schockiert über die Grausamkeit durchgeführter Tierversuche an Affen (Hunden und Katzen) in einem deutschen Tierversuchslabor. Im Laboratoy of Pharmacology and Toxicology (LPT), ansässig in Hamburg, wurden zahlreiche Gesetzesverstöße dokumentiert (9).

Der deutsche Verein SOKO Tierschutz und die britische Organisation Cruelty Free International zeigten den entsetzlichen Alltag in diesem Todeslabor. Die Affen (am Standort Mienenbüttel in Niedersachsen) werden in engen Käfigen – auch einzeln – gehalten, ohne Beschäftigungsmaterial. Ihre Köpfe werden fixiert und sie werden auf Stühlen festgeschnallt. Sie zeigen massive Stressreaktionen und wollen ihrem Leiden entfliehen.

Die Öffentlichkeit reagierte mit einer enormen Protestwelle, Behörden erteilten Auflagen und diverse Tierschutzvereine erstatteten Strafanzeige. Regelmäßige Kontrollen des zuständigen Veterinäramtes hatten unverkennbar versagt. Nun steht der Standort Mienenbüttel offenbar vor der Schließung. Wir hoffen sehr, dass die 60 Jahre Grausamkeiten an diesem Ort enden und auch die anderen Standorte ins Visier genommen werden.

Tierversuche sind und bleiben grausam, sinnlos und müssen abgeschafft werden.

Stand: November 2019

  1. Tierversuchsstatistik 2017
    https://www.bmel.de/DE/Tier/Tierschutz/_texte/Versuchstierzahlen2017.html
  2. Cruelty Free International (ehemals BUAV) / Ärzte gegen Tierversuche e.V.
    https://www.youtube.com/watch?v=7jkymxPW4PY&feature=youtu.be
  3. Cruelty Free International
    https://www.crueltyfreeinternational.org/dr-jane-goodall-makes-plea-behalf-monkeys-mauritius
  4. Ärzte gegen Tierversuche e.V.
    https://www.aerzte-gegen-tierversuche.de/de/infos/tierversuche-an-affen/11-hirnforschung-an-affen-grausam-und-sinnlos
  5. Ärzte gegen Tierversuche e.V.
    https://www.aerzte-gegen-tierversuche.de/de/infos/allgemeine-infos/fotos1/53-hirnforschung-an-affen
  6. Aysha Akhtar, M.D., M.P.H.: „The Flaws and Human Harms of Animal Experimentation“ (2015)
    https://www.sciencedaily.com/releases/2007/12/071206102256.htm
  7. Dehaene S, Duhamel J-R, Hauser MD, Rizzolatti G. Cambridge, MA: MIT Press, 2005
    https://mitpress.mit.edu/books/monkey-brain-human-brain
  8. Ärzte gegen Tierversuche e.V.
    https://www.aerzte-gegen-tierversuche.de/de/infos/tierversuche-an-affen/11-hirnforschung-an-affen-grausam-und-sinnlos
  9. Süddeutsche Zeitung
    https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/tierversuche-tierschutz-affen-1.4637976